Textile Verräumlichungen (2024-2025)

 

Zelte oder textile Verräumlichungen1
zu den Serien Camping, Das kleine Glück, Nach den Sommern

das Zelt, Archetyp des Raums, textile Verräumlichung, das Zeltheiligtum, Haut, Hülle, Behausung, leichte, temporäre Architektur, Textil ist biegsam, dem Körper nahe, Falten.
Utopien, Aufbruch, Glück, Schönheit, Malerei der verlorenen Utopien, in die Zeit der Kindheit versetzt werden, Freizeitkultur

Anknüpfend an meine langjährige malerischen Auseinandersetzung mit der Architektur der Nachkriegsmoderne bin ich zuletzt auf kleinere, architektonische Strukturen und Formen informeller Architektur gekommen, die ein Spektrum zwischen Kiosken, Hütten, Markisen, Sonnenschirmen, Caravans, Zelten, Stoffen und Muster umfasst. Viele meiner Bilder haben vergangene und verlorene Utopien zum Thema. Historisch knüpfe ich an die Zeit meiner Kindheit, also der 1970er-Jahre an. Es sind Erinnerungen an erste bewusste Reisen, an das unbeschwerte Unterwegssein und an das damit verbundene positive Lebensgefühl – die Utopie der Freiheit, des Reisens und das Gefühl, die Welt stehe uns offen.

In Aquarellen und Ölbildern zeige ich die ganze Bandbreite von der konkreten Darstellung bis hin zu abstrakten Mustern und Formen. Die Motive speisen sich aus privaten Archiven und gefundenem Material. Details werden herausgelöst und die Formen und Farben oft collageartig auf den Bildern zusammengefügt. Dadurch entstehen aneinander grenzende ornamental flächige und räumlich-figürliche Bereiche.
Das Malen von Textilien und Stoffmustern knüpft emotional an eine Zeit an, die von gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Aufbruchsstimmung getragen war – die Kindheit einer zu Massenkonsum und individueller Glückssuche erzogenen Generation. Das Zelt dient dabei als Archetyp des Raumes. Der Stoff ist wie eine erweiterte Haut, auch farblich passt er sich dem Körper an, so sind es jetzt statt Grün und Blautönen warme Rot, Orange und Rosafarben. Es handelt sich um leichte, temporäre Architektur. Diese Behausung bietet Schutz, ist aber auch fragil und manchmal sogar etwas unheimlich. Die Bedeutungsverschiebung, die das Zelt in den vergangenen Jahrzehnten von einer einfachen Freizeitaktivität bis hin zur Flüchtlingsunterkunft erlebt hat, ist ein Subtext, der in meinen mitunter nostalgischen Darstellungen mitschwingt.

1) Material, Technik und Metapher des Textilen zum Raum hat Gottfried Semper Mitte des 19. Jahrhunderts grundlegend untersucht

Videostatements zu Schirmen, Caravans und Mustern